Power­frau mit Herz­blut – ein Inter­view mit Manue­la Hinrichsen

Manue­la Hin­rich­sen – Pfle­ge, Betreu­ung & Assistenz 

Sie haben vor 26 Jah­ren ihre Ambu­lan­te Kranken- und Senio­ren­pfle­ge Manue­la Hin­rich­sen ins Leben geru­fen, in ihrem Wohn­zim­mer und mit zwei Aus­hilfs­kräf­ten und drei Pati­en­ten, heu­te sind sie mit drei Stand­or­ten und fast 80 Beschäf­tig­ten eine der gro­ßen pri­va­ten Anbie­ter sozia­ler Diens­te im Süd­kreis Osna­brück. Haben Sie damals dar­an gedacht, irgend­wann so erfolg­reich wie heu­te dazustehen?

Ja und nein. Auf Grund mei­ner schwe­ren Erkran­kung, konn­te ich erst mit 32 Jah­ren die Aus­bil­dung in mei­nem Traum­be­ruf Kran­ken­schwes­ter absol­vie­ren. Spä­ter folg­ten die Zusatz­aus­bil­dung zur Pfle­ge­dienst­lei­tung, zur Pra­xis­an­lei­te­rin und Pfle­ge­be­ra­te­rin. Von Anfang an war “ich“ der etwas ande­re Pfle­ge­dienst, Herz­blut und neue Kon­zep­te gehör­ten dazu.

Wel­che? Der zu pfle­gen­de Mensch soll solan­ge, wie mög­lich zu Hau­se sein kön­nen, ein­ge­bun­den in sei­nem sozia­len Bezugs­feld, pro­fes­sio­nell gepflegt und betreut und soll­te die Mög­lich­keit haben an vie­len kulturellen- und Gemein­schafts­ver­an­stal­tun­gen teil­zu­ha­ben. Ich habe Frei­zeit­an­ge­bo­te, Aus­flü­ge, Events, Urlau­be, Thea­ter­be­su­che, Kon­zert­be­su­che usw. orga­ni­siert und das wur­de dann, neben guter Pfle­ge, mein Markenzeichen.

Sie sind Inha­be­rin von zwei Senioren-Tagestreffs in Bad Rothen­fel­de, von denen vie­le sagen, sie sei­en die exklu­sivs­ten Tagespflegen/Tagestreffs im Süd­kreis. Was pas­siert dort?

Manue­la Hin­rich­sen bringt fri­sche Blu­men zum Senioren-Tagestreff „Schwal­ben­nest”

Die zwei Zie­le eines Senioren-Tagestreffs (Tages­pfle­ge)

Ers­tens: Wir möch­ten, dass die Gäs­te einen schö­nen Tag erle­ben, in einem räum­li­chen Umfeld, wel­ches das Gefühl: „Hier bin ich auch zu Hau­se“ auf­kom­men lässt, in Gemein­schaft mit Pro­gramm, Akti­vie­rung, geis­ti­ger und kör­per­li­cher Mobi­li­sie­rung, Unter­hal­tung mit Spie­len, Vor­le­sun­gen und Aus­flü­gen und einer gesun­den Ernäh­rung. Alle Spei­sen wer­den frisch zube­rei­tet. Die bei­den Köchin­nen berei­ten eine abwechs­lungs­rei­che Lieb­lings­kost der Gäs­te zu. 

 Wir haben das bei uns zwar noch nicht wis­sen­schaft­lich unter­su­chen las­sen aber vie­le Gäs­te mit schon leich­ter oder mitt­le­rer Demenz reak­ti­vie­ren sich, wer­den geis­tig mobi­ler und ansprech­ba­rer, ich mei­ne, Dank der Bemü­hun­gen und Zuwen­dung mei­ner Mitarbeitenden.

Und zwei­tens: Die Ange­hö­ri­gen wer­den ent­las­tet und kön­nen ihren beruf­li­chen und per­sön­li­chen Ange­le­gen­hei­ten nach­ge­hen und wis­sen die Eltern/Verwandten sind gut ver­sorgt und behütet.

Sie haben einen eige­nen Fahr­dienst, der die Gäs­te mor­gens und abends von und nach Hau­se chauffiert?

Ja, wir haben sie­ben Fah­rer und Fah­re­rin­nen,  aus­ge­bil­de­te Senio­ren­be­glei­te­rin­nen, die frü­her in her­aus­ra­gen­den beruf­li­chen Posi­tio­nen waren und jetzt als Rent­ner, Vor­ru­he­ständ­ler einen beson­de­ren Dienst leis­ten. Sie sind die ers­ten Ansprech­part­ner der Ange­hö­ri­gen und ver­mit­teln auch schon beim Trans­port, Kom­pe­tenz und Ein­füh­lungs­ver­mö­gen für unse­re Gäste.

Also, eine rund­um hei­le Welt? 

Nein,  sicher nicht, wir bekom­men auch vie­le gesell­schaft­li­che Ver­säum­nis­se zu spü­ren, da ist die Ein­sam­keit älte­rer Men­schen, da ist die Alters­ar­mut und da ist die Pfle­ge­ver­si­che­rung als sog. Teil­kas­ko­ver­si­che­rung, die natür­lich poli­tisch ver­ant­wor­tet, nur Teil­be­rei­che der Pfle­ge und Ver­sor­gung abdeckt. 

Da sind die Pfle­ge­fach­kräf­te und die Ange­hö­ri­gen, die auf Grund des Per­so­nal­man­gels in der Pfle­ge häu­fig an der Burn-Out Gren­ze arbeiten.

Was wären da Ihre Lösungsansätze?

Mei­ne Vor­schlä­ge wären eine Bür­ger­ver­si­che­rung „Pfle­ge“, in die alle ein­zah­len und auch das Lebens­ri­si­ko Pfle­ge­be­dürf­tig­keit zu 100 % abge­deckt wird und nicht Ange­hö­ri­ge und Sozi­al­äm­ter even­tu­el­le Rest­zah­lun­gen leis­ten müs­sen. Auch die wei­te­re För­de­rung neu­er Wohn­for­men. Hier wird durch die Pfle­ge­re­form 2015 aller­dings schon eini­ges getan. Ansons­ten aus­bil­den, wei­ter­bil­den, aus­bil­den, weiterbilden.

Frau Hin­rich­sen, 26 Jah­re als Inha­be­rin in der ambu­lan­ten und teil­sta­tio­nä­ren Pfle­ge und Betreu­ung in einem schwie­ri­gen Geschäft, wür­den sie alles noch ein­mal so machen?

Auf jeden Fall. Das ist mei­ne Berufung!

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